Hinreißend – bewegend – brillant

Dienstag, 17. Dezember 2024

In Rain verwandelte sich die Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer in eine
Bühne für großartige Klänge. Vorstufenensemble und Stadtkapelle Rain
interpretierten monumentale Werke und besinnliche Weihnachtslieder.

Mit einer imposanten Glanzleistung bezauberte das große Orchester der Rainer
Stadtkapelle unter Andreas Nagl erneut sein Publikum. Die Stadtpfarrkirche war
brechend voll.
Foto: Simon Bauer

Von Ulrike Hampp-Weigand

Rain Es weihnachtet allenthalben in Rain an diesem Sonntag. Allüberall auf den
Straßen eilen Menschen in der einfallenden Dämmerung zur zauberhaften
Schlossweihnacht oder zur Stadtpfarrkirche St. Johannes zum Weihnachtskonzert der
Rainer Stadtkapelle: Zahllose Besucher nehmen die Einladungen zu diesen festlichen
Veranstaltungen begeistert an. Übervoll war denn auch wieder die Kirche, verspricht
doch jedes Konzert der Rainer Stadtkapelle höchstes musikalisches Vergnügen.

Stadtpfarrer Jörg Biercher, der in seinen kurzen Moderationen zum Konzert am DrittenAdventssonntag Gaudete (freuet euch) begrüßte, und mit seinen ansprechenden
Hinweisen auf Gottes Wirken in menschlichen Nöten berührte, stellte das Programm
des Vorstufenensembles mit der großartigen Dirigentin Cathy Smith vor. Komplexe,
die jungen Musiker enorm fordernde, alles andere als leicht zu meisternde Werke
standen im Programm: Von Michael Sweeney gab es die „Black Forest Overture“, ein
(fast) chaotisch, aber klangvoll durch alle Instrumentengruppen hindurch die Mythen,
Sagen und landschaftlichen Reize des Schwarzwaldes beschreibende Hommage.

Es gab ferner den sanften, klangschön und hinreißend als Kanon für alle Register
ausgearbeitete „Canon of Peace (Dona nobis pacem)“ mit hell leuchtenden
Flötenpartien. Und es gab schließlich das freche, ausgelassene, eine rasante Skifahrt
über Steilhänge beschreibende „Alpine Adventure“ von Michael Oare. Es war
durchwegs ein großartiges Zeugnis des ganzjährigen immensen Probenfleißes der
jungen Musikerinnen und Musiker – und die Zuhörer goutierten die Darbietung denn
auch mit reichem Beifall.

Das Große Blasorchester hatte ein ganz besonderes Programm erarbeitet, das der
‚vorweihnachtlichen Atmosphäre in ganz besonderer Weise Achtung zollte – das
Programm umfasste im Wesentlichen geistliche Musik beziehungsweise bekannte
Kirchenlieder, bearbeitet vom jeweiligen Komponisten in unterschiedlichster Weise.
Regina Rabuser oblag die Einführung in diesen Konzertblock. Ausführlich ließ sie sich
zum ersten Werk ein – die „Festmusik der Stadt Wien“ vom Bläserliebhaber Richard
Strauss, geschrieben 1943.

Ein triumphal-auftrumpfender Auftakt, sinfonische Blasmusik von mitreißender
Eleganz und Brillanz, eine begeisternde Tondichtung für den Gemeinderat der Stadt
Wien als Dankeschön für die Verleihung des Beethoven-Preises. „Crossbreed“ von
Thiemo Kraas dann das erste, das Kirchenlied „Segne du, Maria“ – von einem
Bläserquartett wunderschön intoniert – thematisch bearbeitete Werk, geschrieben zum
1250-jährigen Stadtjubiläum der Stadt Ellwangen.

Ein klingendes Bilderbuch, ein harmloser Stadtspaziergang mitten in die Geschichte
einer mittelgroßen Stadt? Mitnichten – die Kapelle wird in allen Instrumentengruppen
herausgefordert, vom selbstvergessenen leisen Schlendern zum jazzigen
Auftrumpfen, vom tänzerischen Dreivierteltakt zum mitreißenden Crescendo: Die
Geschichte der Stadt mit ihren internationalen Verbindungen wird musikalisch
aufbereitet. Die orchestrale Herausforderung endet in festlichem Pathos. Vom
Blasorchester erklingt es wie Orgelklang. Grandios gespielt!

Anton Bruckner, der große, tiefgläubige Kirchenmusiker, schuf die Choräle „Locus iste“
und „Ave Maria“, mit wunderbar schwebenden Klängen, langem Atem: Das Orchester
spielte diese „kleinen Formen“ aus Bruckners geistlicher Musik berührend, sensibel
und zu Herzen gehend, sehr eindringlich.

Barry E. Kopetz „Variationen über „Lobe den Herrn“ war dann eine eher schräge
Annäherung an diesen weltberühmten Choral aus dem 17. Jahrhundert, geschrieben
von einem deutschen Pastor. Statt eines Themas mit Variationen dreht der Komponist
die formale Abfolge um – nach einer fulminanten Fanfare des Gesamtorchesters zum
Auftakt folgen hoch artifizielle, sehr bunte Variationen, immer wieder mit einer
Anmutung des Themas. Alles endet letztlich triumphal im Choralsatz.

Mit Franz Watz Sammlung überkommener deutscher Weihnachtslieder „Besinnliche
Weihnachtszeit“ – Alle Jahre wieder, Ihr Kinderlein kommet, O du fröhliche, Süßer die
Glocken nie klingen, Stille Nacht – klang ein wunderbar stimmiges, von einem prächtig
disponierten Orchester grandios gespieltes Konzert aus – sieht man von der kleinen
Zugabe „Der Mond ist aufgegangen“ als Dankeschön für den überwältigenden, langen,stehenden Beifall für den überragenden Orchesterleiter Andreas Nagl und sein
wunderbares Blasorchester einmal ab!