Die Stadtkapelle Rain begeistert mit ihrer stimmungsvollen Open-Air-Serenade. Die große Spielfreude der Ensembles schwappt aufs Publikum über.
Von Beate Schwab
Bild Simon Bauer Zu einem sinnlichen Vergnügen geriet die Serenade der Stadtkapelle Rain: wunderschöne Musik an einem lauen Sommerabend, dazu stimmungsvolle Lichterspiele am malerischen Schloss.
SEine laue Sommernacht, das imposante Rainer Schloss, illuminiert von farbenfrohen Lichtinstallationen, der Vollmond am Abendhimmel: Diese spektakuläre Kulisse bildete den Rahmen für die begeisternde Serenade der Rainer Stadtkapelle. Das Publikum im vollbesetzten Schlossgarten durfte ein sommerlich leichtes, dennoch technisch höchst anspruchsvolles Programm von Marsch und Walzer bis zu Operette und Rock ́n Roll genießen. „Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war“. Mit diesem Zitat von Mark Twain, das er charmant widerlegt, stimmt Moderator Marco Roger auf das Open-Air-Konzert ein. Der musikalische Auftakt gehört traditionell dem Nachwuchs, und dass es um diesen bei der Rainer Stadtkapelle außerordentlich gut bestellt ist, zeigt Dirigent Andreas Nagl mit dem Vorstufen-Ensemble zu Beginn des Abends eindrucksvoll. Die jungen Musikerinnen und Musiker beginnen das erste Stück, „Fiesta“ von Fritz Neubäck, beschwingt mit fröhlicher Feierlaune. Mit einzelnen Themen aus der „Ouvertüre 1812“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky widmet sich das ambitionierte Ensemble dann einem Klassiker, lässt eindrucksvoll feierliche Siegeslieder wie die Marseillaise erklingen. Als letztes Stück fesselt „Celebration and Song“ von Robert Sheldon mit mitreißenden, energiegeladenen Rhythmen und fantasievollen Perkussionselementen.
Das große sinfonische Orchester, als eines der drei besten Laien-Blasorchester Deutschlands ausgezeichnet, stimmt danach mit Dirigent Andreas Nagl schwungvoll an mit dem schneidigen Konzertmarsch „Elysion“ von Sebastian Schraml, schmissig und zackig interpretiert, wobei alle Instrumentengruppen gleichermaßen brillieren. Technisch anspruchsvoll marschiert das Orchester im Gleichschritt, wundervoll in Szene gesetzt durch die farbige Illumination der Schlossmauer, mit sich fast im Takt bewegenden kreisenden Lichtpunkten. Mit einem Arrangement aus „Aida“, der Oper von Giuseppe Verdi, entführt die Stadtkapelle ins ferne Ägypten. Im Schlossgarten erklingen eindrucksvoll die Fanfaren beim berühmten Triumphmarsch, als Radames von einer siegreichen Schlacht zurückkehrt, und bei der Hymne werden ergreifend die großen Gefühle Aidas nachempfunden. Die Stadtkapelle zeigt einmal mehr: Es geht auch unter offenem Himmel differenziert! Von der dramatischen Oper geht die musikalische Reise weiter zum „Ungarischen Tanz Nr.5“ von Johannes Brahms. Ursprünglich für vierhändige Klavierstücke komponiert, trägt die Stadtkapelle in dieser Adaption für sinfonisches Blasorchester die volkstümliche Melodie so ausdrucksstark, temperamentvoll und leidenschaftlich mit reicher rhythmischer Vielfalt vor, dass es das Publikum kaum auf den Sitzen hält. Traditionell wird es wieder mit dem „Coburger Marsch“ von Michael Haydn, einem festlichen Klassiker der Militärmusik. Die prägenden einleitenden Trompetentakte erschallen als genialer Effekt aus den Fenstern des Schlosses und sorgen auf diesen ganz besonderen Posten für den speziellen Klang von Signalinstrumenten. Dann geht es ins Salzkammergut, zum „Weißen Rössl am Wolfgangsee“. Ein Medley mit Melodien aus der Operette von Ralph Benatzky, alle längst wahre Evergreens, überrascht mit einem fein differenzierten, modernen Arrangement. Die gemütliche Walzerseligkeit wird dabei immer wieder unterbrochen von Dixieland, Rumba-Beat oder Jazz. Die einzelnen Register glänzen zusätzlich noch mit kecken, vorwitzigen Einfällen, mit sichtbarer Begeisterung und großem Spaß wird gepfiffen, mit Schlaginstrumenten vergnügt eingestimmt. Diese spürbare Spielfreude überträgt sich auch auf das Publikum, das begeistert mitklatscht und mitsummt. Bei einer Hommage an den legendären Stummfilmstar Charlie Chaplin, einem wunderschönen und anspruchsvollen Medley mit Musik aus seinen bekanntesten Filmen, sieht man bei den verrückten Kapriolen des Orchesters den Komiker förmlich mit Melone, übergroßen Schuhen und Stock drollig durchs Bild tapsen.
Zum Abschluss legt sich das Orchester noch einmal mächtig ins Zeug und rockt den Schlossgarten mit einem Medley aus Titeln des „King of Rock ́n ́Roll“, Elvis Presley. Die vier stilistisch ganz unterschiedlichen Titel werden, mit virtuosen solistischen Einlagen von Saxophon, Posaune und Trompete unterlegt, zum atemberaubenden Finale dieses mitreißenden Abends. Stehende Ovationen für dieses musikalische Bravourstück! Mit der Zugabe, Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“, der feierlichen Hymne aus seiner 9. Symphonie, endet der Abend klanggewaltig und würdevoll.