Musikalisches Feuer der Stadtkapelle Rain

Die Stadtkapelle Rain beglückte erneut die vielen Besucher ihres Kirchenkonzerts.Überwältigende Klänge in allen Registern. Womit Dirigent Andreas Nagl das Publikum beschenkte.

Von Ulrike Hampp-Weigand

Rain „Tollite hostias, et adorate Dominum – bringt Geschenke, und betet den Herrn an.“ – Mit diesem großartigen Choralsatz, der das „Oratorio de Noël“ von Camille Saint-Saëns abschließt, endete ein wieder einmal überwältigend schönes Konzert des großen Blasorchesters der Stadt Rain unter Leitung ihres Dirigenten Andreas Nagl. Den Zuhörern in der erneut prall gefüllten Kirche wurde so ein wunderbares „immaterielles“ Geschenk gemacht, das alle beglückte: Musiker, Moderatoren (Stadtpfarrer Jörg Biercher, Managerin Regina Rabuser), Zuhörer. Stehen der Beifall zollte das wahrlich verdiente Lob! Aus dem zehnteiligen Oratori um, 1858 von dem jungen Organisten Camille Saint-Saens nach Versen der Heiligen Schrift (Vulgata) vertont, grandios roman-tisch arrangiert für Blasorchester von Albert Loritz, spielten die Rai-er das „Gloria“, das „Air“, die „Pastorale“ im schwingenden Sicilianostil der musizierenden Hirten auf dem Feld, sowie den Schlusschoral. Die große Rainer Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer, mit der Lichtinstallation, war ein einziger, klangerfüllter Raum, jeden einhüllend und berührend.

Aber nicht nur Andreas Nagl gab eine glänzende Vorstellung: Seine Co-Dirigentin Cathy Smith, Leiterin des Vorstufenensembles, hatte ebenfalls Großes mit ihren Musikantinnen und Musikantengeboten: Diszipliniert, und jetzt schon scheinbar mühelos, spielte der Nachwuchs von John Moss die „Highland Legend“, ein fast gewalttätiges, lautmalerisches Epos der schottischen Highlands, unverwechselbar ob seiner Zitate tänzerischer schottischer Folkmusik, kurzum hinreißend! Zum ersten Mal im Konzert
dann „Gloria in Excelsis Deo“: Die Freude der Hirten über die Botschaft der Engel, Gott sei erschienen, ein neugeborenes Kind im Stalle: Fein und durchsichtig, sehr fokussiert gespielt im „Cantus

Angelus“ von Markus Götz. Gro-ßer Beifall für die jungen Musiker, der durchaus als Aufforderung zuverstehen war, auf diesem Wegweiterzumachen! Mit „A Choral For A SolemnOccasion“ des Komponisten Marc von Delft – eine Komposition fürFanfarenorchester, kam das sinfonische Blasorchester. Feierlich getragen beginnend, erweckt es Asoziationen einer unberührt-menschenleeren, schroffen Natur – ein Bild, das sich zum folgenden Werk von Kurt Gäble fügt. Das dem Orchester ermöglicht, sich glanzvoll zu präsentieren – in allen Registern, in fast farbensolistischen Passagen, wie in tutti-Brillanz. Der „Der blaue Planet“ ist ein durchaus gesellschaftskritisches Werk: Moderatorin Regina Rabuser stellte das thematisch in drei Teile gegliederte Stück: „Genesis, Progress – Fortschritt und New Life“ vor. Als Schöpfung im jungfräulichen Anfang, auf dem Wege– unserer – zeitgemäßen Zerstörung, und als Hoffnung auf Harmonie das Eins-Sein mit der Natur. Diesen Phasen ist die Musikzugeordnet: feines Holz vereint mit hartem Blech einleitend, hartes Fortissimo symbolisiert Chaos, Choralklänge führen zur Symbiose und erlösendem Glocken-klang. Modest Mussorgskys „Bildereiner Ausstellung“ ist bei Konzerten der Rainer immer wieder ein-mal zu hören: Es scheint, als würden sie stetig an diesem „Musterbeispiel an Programmmusik“, wachsen. Die Suite ist eine riesen-große Herausforderung durch die

Vielzahl der Klangfarben, die das Orchester malen muss, um den Bildern aus der Gedächtnis-Ausstellung des Malers Viktor Hartmann gerecht zu werden. Die ruhige Promenade, Verbindung zwischen den beschriebenen Bildern, weicht zurück hinter dem prächtig ornamentierten „Großen Tor von Kiew“: Wuchtige Basstöne, überwältigende Klänge in allen Registern, changierend, sich stetig steigernd bis zu einem gewaltigen Fortissimo und heftigen Schlussakkorden – großartig, welch Feuer das Orchester entfacht. Nach den letzten „Impulsen“ der Moderatoren, die sich mit Lebensweisheiten, Weihnachten, dem Menschen nähern – noch die „Große Weihnachtspartita“ von Alfred Bösendorfer. Weihnachtlicher Klang, moduliert, als Choral endend „Wie schön leuchtet der
Morgenstern“, „Vom Himmel hoch“ und „Heilige Nacht“: Weihnachten, die Ankunft des Herrn ist nicht mehr fern. Mit Dank an die Beteiligten schloss dieser sehr eindrucksvolle, durch wunderbare Musik, und viele fromme und nachdenkliche Worte geprägte Abend.