Frieden und Glück verheißend

Die Stadtkapelle Rain überbrachte eine wunderbare musikalische Botschaft an das zahlreiche Publikum in der Stadtpfarrkirche. Foto: Simon Bauer

Die Stadtkapelle Rain und das Vorstufenensemble erfüllten die brechend volle Rainer Stadtpfarrkirche mit weihnachtlichem Zauber und der innigen Botschaft „Et in Terra Pax“.
14.12.2022 VON ULRIKE HAMPP-WEIGAND

Einfach ein großartiges Erlebnis: Das symphonische Blasorchester der Stadtkapelle Rain und das Vorstufenensemble durften nach zweijähriger Pause wieder
das erste Kirchenkonzert vor Publikum spielen.

Gefühlt war alles, was in Rain Beine hat und sich nicht auf der stimmungsvollen Schlossweihnacht tummelte, in der Kirche anwesend und feierte stehend mit
langem Beifall „sein“ grandioses städtisches Orchester unter Leitung von Andreas Nagl, unterstützt von Cathy Smith. Es war ein Konzert, aus dem der Besucher beschwingt, musikerfüllt, bereichert in die Nacht ging.

Schon das Vorstufenorchester mit Dirigentin Cathy Smith formte große Fußstapfen! Man kann nur wünschen, dass alle der jungen Musiker, die teils noch in ihre Uniformen wachsen müssen, dabei bleiben: Ihr Spiel war großartig.
Michel Carros hat ein zauberhaftes Werk komponiert, „La Nuit des
Cloches“. Vor im Glockenklang verwobenem jubelndem „Gloria“
die bekanntesten französischen Weihnachtslieder, sanfte Harmonien für „il est né, le divin enfant“, brüllende, blökende Ochsen und Schafe imitierende Instrumente mit dem „Entre le boef et láne gris“ – die vielen Mädchen und Buben spielten zauberhaft.

Ein beschwingtes, von Luisa Hänsel arrangiertes fröhliches „Winter Wonderland“ korrespondierte mit den frostigen Außentemperaturen des plötzlich eingefallenen Winters. Das „Meisterstück“ lieferten sie mit einer modernen Annäherung an Johann Pachelbels berühmten „Kanon in D“ – Larry Moores „PachelbelS Christmas“ ist eine überzeugende Kombination des Kanons mit bekannten Weihnachtsliedern – exakt gespielt und grandios umgesetzt. Talent ist nicht alles – einen ganzen Probentag hatten Dirigentin Smith und Andreas Nagl für die Einstudierung der schwierigen Passagen angesetzt!

Dann das große, vielköpfige Blasorchester, strahlend ob des Publikumszuspruchs nach der Coronapause: Virtuose Musik, fantastisch umgesetzt. Die Trompetensolisten Michael Lenk und Marco Roger im ersten „Concerto für zwei Trompeten“ in strahlendem C-Dur von Antonio Vivaldi glänzten in den festlich jubelnden Passagen mit ihren Piccolotrompeten im barocke Lebensfreude ausstrahlenden “Sound“ der Concerti des Prete Rosso vor dem hinreißend spielenden, von Andreas Nagl dirigierten Orchester.

Franz Schuberts weltberühmtes „Ave Maria“ und das dritte Lied aus einem Zyklus von sieben Liedern aus Walter Scotts Saga „The Lady of the Lake“ trug die Sopranistin Judith Adldinger mit farbenreicher und warm tönender Stimme vor.

Vom innig-beseelten Ausdruck dieses Lieds gings es weiter zum fröhlichen Vorspiel der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ Engelbert Humperdincks. Der Komponist selbst hat, wie Moderatorin Rosina Mändle erzählte, seinem Schwager haargenau beschrieben,
dass es „etwas lärmend zugehe“. Und so klingt die Musik: Hörner und Trompeten singen das „Abendlied“, im Hexenreigen toben sich die Instrumente aus, lautmalerisch wird umgerührt, bis sich alles im freudigen Reigentanz findet.

Wir wären nicht im musikalischen Reich Andreas Nagls, gäbe es von ihm keinen Kommentar zum aktuellen Weltgeschehen. „Et In Terra Pax“ des Komponisten Jan
Van der Roost war der absolute Höhepunkt des Konzertes. Co-Moderator Adalbert Riehl rezitierte das zugrundeliegende Gedicht des englischen Dichters Charles Hamilton Sorley, gefallen im Ersten Weltkrieg, das sich in der Tasche des Toten gefunden hatte: „ When you see millions of the mouthless dead“. Ein Plädoyer für Frieden, mit höchst eindringlicher, nie aufdringlich pathetischer Musik. Intensiv, fast schmerzhaft das Gebet der Musiker, in unregelmäßigen Intervallen „Et in Terra Pax“ intonierend, ehe sie Struktur – und Frieden? – finden. Monotone Paukenschläge werden von Hörnern und Holzblasinstrumenten, vom ganzen Orchester wieder mahnend, fast meditativ beantwortet.
Blasmusik vom Feinsten!

Zum befreienden Ausklang aus Düsternis und Hoffnungslosigkeit wurde es wieder weihnachtlich, mit dem Zauber der „Weihnacht in den Bergen“ von Alfred Bösendorfer. Ein glücklicher, ganz von alten Volks-Weihnachtsliedern getragenes Geschenk an die Besucher, wunderschön instrumentiert und glanzvoll ausgeführt, Frieden und Glück verheißend. “Es wird scho glei dumpa“, „Heilige Nacht“, „Auf dem Berge, da wehet der Wind“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Still, still …“ – Melodien, die im Kirchenraum schwingen, warm wiegend und umhüllend, denn „still schweigt Kummer und Harm“. Und folgerichtig die Zugabe: La Paix – der Friede.