Festliche Klänge in der Stadtpfarrkirche

23.12. Dirigent Andreas Nagl hatte mit seinen rund 80 Mitwirkenden der Stadtkapelle Rain für den vierten Advent ein hochwertiges Programm einstudiert.
Donauwörther Zeitung vom 23.12.2014

Von Manfred Arloth
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Mit einem festlichen Konzert in der überfüllten Stadtpfarrkirche – zahlreiche Besucher mussten sich mit Stehplätzen zufriedengeben – erfreute die Stadtkapelle Rain die Zuhörer am späten Nachmittag des vierten Adventssonntags. Dirigent Andreas Nagl hatte mit seinen rund 80 Mitwirkenden ein hochwertiges Programm einstudiert. Das hervorragende, eindrucksvolle Spiel der Musiker wurde am Schluss mit Beifall im Stehen bedacht.

Stadtpfarrer Florian Kolbinger führte mit interessanten Informationen durch das Programm. Mit der schönen Weise „Marche Pontificale“ aus der Orgelsymphonie Nr. 1, die Charles François Gounod 1835 zur Ernennung von Papst Pius IX. schrieb und die seit 1950 als offizielle Vatikanhymne gilt, stellte sich das große Blasorchester mit seiner immensen Klangfülle vor. Es folgte eine Suite von Henry Purcell, eine der wichtigsten Komponistenpersönlichkeiten Großbritanniens und des Barock. Das Stück, arrangiert von Albert Loritz, enthielt je zwei Sätze aus den Schauspielmusiken zu „The Double Dealer“ und „Abdelazer, or the Moor’s Revenge“. Anfangs vernahm man wilde, martialische Klänge, dann tänzerisches, lebhaftes Musizieren mit einer enormen Steigerung der Lautstärke, später setzten sich Querflöten- und Trompetenspiel durch. Auch das interessante Zwiegespräch zwischen einzelnen Registern und dem gesamten Orchester war ein exzellentes Erlebnis.

n epischer Breite wurde die Geschichte vom Evangelimann erzählt. Wilhelm Kienzls Oper aus dem Jahr 1895 endet ja mit dem wunderschönen, ergreifenden Choral „Selig sind, die Verfolgung leiden“. Vor diesem Schluss vernahm man fröhlichen Klang und viele optimistisch stimmende Melodien. Eine ebenfalls große Komposition folgte, nämlich „From these ashes“ von Chuck Elledge. Es beschreibt die bunten Facetten eines Waldes. Doch dann bricht Feuer aus: Dumpfes Dröhnen und Rumoren, Trompetensignale! Ein herrlicher Lebensraum wird völlig zerstört. Später freilich entsteht aus der Asche wieder blühendes Leben mit friedlichem Vogelgezwitscher. Zur Veranschaulichung dieses dramatischen Naturschauspiels verwendeten die Musiker durchaus ungewöhnliche Effekte, wie das Rascheln von Plastik- und Chipstüten, um das Knistern der lodernden Glut darzustellen. Die Stadtkapelle meisterte auch dieses moderne Stück aus dem Jahr 1995 mit Bravour.
Mit drei fehlerlos gespielten Stücken bereitete das Vorstufenensemble unter Leitung von Luisa Hänsel Freude, nämlich mit einem großen Christmas-Spiritual von Luigi di Ghisallo, bei dem besonders das zweite Lied „Go, Tell It on the Mountain“ beeindruckte. Nach einer Hymne von Johan de Meij spielten die Nachwuchsmusiker mit leicht amerikanischem Sound „Winter Wonderland“ von Felix Bernard, von Dirigentin Luisa Hänsel selbst arrangiert.
Den krönenden Abschluss bildete Alfred Bösendorfers fünfteiliges Fantasiestück „Winter in den Bergen“, bei dem man allerdings sehr aufpassen musste, um beispielsweise „Es wird scho glei dumpa“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Still, still, still“ aus dem begleitenden musikalischen Umfeld herauszuhören.