Ein wahrlich fürstliches Vergnügen

Benefizkonzert: Die traditionelle Serenade bringt den Innenhof von Schloss Harburg mit Blasmusik zum Klingen

DONAUWÖRTHER ZEITUNG VOM 18.07.2017

Von Ulrike Hampp-Weigland

Harburg Kaiserwetter, Menschenmengen, die sich bergauf schieben,endlose Autoschlangen – und über allem ragt märchenschön die Harburg auf. Sie ist das Ziel aller an diesem Abend, findet doch im romantischen Burghof die im Zweijahresturnus aufgeführte Harburger Serenade mit den Stadtkapellen aus der gastgebenden
Kommune, aus Rain im südlichen Landkreis und aus Nördlingen als Rieser Vertreter, statt. Drei Blasorchester, die, wie es sich zeigte, unterschiedlicher nicht sein könnten – aber, um es gleich vorwegzunehmen: im gemeinsamen Mu-
sizieren hinreißend und in sinfonischer Größe auftraten.

Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstein freute sich als Vorstandsvorsitzender der Stiftung, welcher die Burg gehört, sichtlich bei seiner Begrüßung. Die Bürgermeister der vertretenen Städte – Oberbürgermeister Hermann Faul (Nördlingen), die Bürgermeister Gerhard Martin (Rain) und Wolfgang Kilian (Harburg), die Vorstandsmitglieder der Kulturstiftung Harburg, Vertreter der Sponsoren, der Beteiligten – die Liste der zu Begrüßenden wäre sehr lang geworden, hätten sie nicht alle zugunsten der Musik zurücktreten müssen.

Die Zuhörer im fast ins letzte Eckchen gefüllten Hof durften sogleich den ersten, wirklich sinfonisch anmutenden Klangkörper erleben: Alle drei Blasorchester vereinigten sich in der Begrüßung – und was passt hier besser als der von dem zeitgenössischen Komponisten Kurt Gäble für Orchester transponierte „Schwabenhymnus“ – Hei, grüaß Di Gott, Ländle, Gott grüaß Eich, Ihr Leut! Hyazinth Wäckerle, Lehrer aus dem schwäbischen Ziemetshausen, von dem Jettinger Franz Biebl vertont – welches Schwabenherz wird bei diesen Klängen nicht weit. Moderator Martin Jörg, der durch das Konzert führte, wusste zu allem Wissenswertes und Unterhaltsames zu erzählen und brachte so die Musikfolgen nahe. Der lautmalerischen flotten Marsch „Die Sonne geht auf“ der Harburger sei dem Komponisten R. Fischer beim frühmorgendlichen Weg zur Arbeit eingefallen – hörbar ein steiniger Pfad, den man am besten schnell hinter
sich brachte – doch das hübsche Flötensolo vor dem finalen Sonnenaufgang half über alles hinweg. Die Rainer Kapelle unter der Leitung von Andreas Nagl, bekannt als hervorragendes sinfonisches Blasmusikorchester, illustrierte mit dem von Richard Strauss Kaiser Wilhelm II. in dessen Eigenschaft als König von Preußen gewidmeten „Königsmarsch“ beeindruckend ihr Können.

Die Nördlinger hatten sich Richard Wagners Marsch aus dem Tannhäuser „Einzug der Gäste“ vorgenommen, mit schönen Flötenund Klarinetten sowie triumphalem Hörnerklang – eine ebenso gelungene Einführung. Die Rainer wieder um brillierten mit einem Medley von Marcel Peeters mit Melodien aus Filmen von Charly Chaplin, dem wunderbaren Komiker der Stummfilmära, solistisch bei den Flöten und Oboen, dem Xylofon: Das „Limelight Theme“, die „Morning Promenade“ aus „The Kid“, „My Song“ aus der „Gräfin von Hong Kong“ und vieles andere mehr erinnerten an filmische Meisterwerke eine vom Publikum begeistert goutierte musikalische Herausforderung.

Darauf folgte der flotte „P.O.S.Marsch“ von E. Maj, mit dem die Stadtkapelle Nördlingen allen Beine machte –
nicht minder die Harburger wiederum mit ihrer in Melodik und Rhythmik deutlich hörbaren Reminiszenz an die 1950er-Jahre. Etwas ganz Besonderes hatten sich die Nördlinger mit dem „Klang der Alpen“ einfallen lassen – und, um den wirklich köstlich zu illustrieren, ein Alphorn und diverse, zauberhaft eingesetzte Kuhglocken aufgeboten. Souvenirs, aus dem Rucksack des Dirigenten Armin Schneider ausgepackt – im ganzen Polka- und Landlerklang hätte sich keiner gewundert, auch noch ein„Heidi“ aufzufinden. Großer Beifall.

Die Harburger setzten sich gleich energisch mit dem Marsch „Böhmisch klingt’s am schönsten“ in Szene. Die Rainer fügten alle Märsche wieder mit dem die solistischen Auftritte abschließenden schwungvollen „Tölzer Schützenmarsch“ zusammen.
Am Ende auch im Gesang vereint Im großen, den ganzen Innenhof mit Musik erfüllenden Finale dirigierte zunächst Andreas Nagl die wieder gemeinsam musizierenden Orchester zu der beeindruckenden schottischen Dudelsackmelodie „Highland Cathedral“. Armin Schneider rief in Erinnerung, dass „Wir Musikanten“, und Musik allen guttun, bevor die angebliche heimliche Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“ unter Peter Schmidbauer alle Musiker nicht nur per Instrument, sondern auch im Gesang vereinte. Mit dem „Graf Zeppelin Marsch“ schloss die Harburger Serenade ab.

Der Erlös des Benefizkonzerts geht an die Kartei der Not und die Stiftung zum Erhalt der Harburg.
Wiederholung erwünscht!

Serenaden-Splitter

● Die Kulisse war beeindruckend: Fast 1000 Besucher aus allen Teilen des Landkreises füllten bei der Serenade
den Burghof.
● Die drei Kapellen brachten es zusammen auf rund 180 Musiker.
● Heuer gab es eine Premiere: Zum ersten Mal war bei dem Ereignis die Stadtkapelle Rain dabei. Das Sinfonische Blasorchester aus der Lechstadt, das als einzige Kapelle aus dem DonauRiesKreis beim Wertungsspielen in der höchsten Stufe antritt, beeindruckte mit seinen 70 Musikern und dem Instrumentarium, zudem auch Oboe, Fagott und Kontrabass gehören. Der Rainer Dirigent Andreas Nagl war höchst zufrieden mit der Serenade: „Das Wetter war genau richtig. Nicht zu heiß, aber sicher vor Regen. Die Kulisse war super.“
● Bei der Stadtkapelle Harburg musste kurzfristig Ersatzdirigent Peter Schmidbauer einspringen. Chefdirigent Franz Fischer war erkrankt. Er befinde sich, so ließ Moritz Fürst zu Oettingen Wallerstein wissen, aber auf dem Weg der Besserung.